Heartstopper von Alice Oseman

 


                                                                Quelle: Moviepilot

 

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CW: Erwähnung von Homophobie und mentalen Krankheiten


Die Gleichung ist doch eigentlich simpel.

Junge trifft Junge, Junge verliebt sich, alle sind glücklich.


Dass die Realität manchmal leider ein bisschen anders aussieht, lernt Charlie Spring, als er nicht nur gegen seinen Willen vor der ganzen Schule als homosexuell geoutet, ausgeschlossen und gehänselt wird, sondern auch nachdem er eine geheime Beziehung mit einem seiner Schulkameraden eingeht, die ihn auf Dauer immer unglücklicher macht.

Perfekt wird das Chaos auch noch, als er im neuen Schuljahr neben Nick Nelson gesetzt wird, seinerseits Spieler des Rugby Teams und ganz bestimmt hetero.

Zumindest ist es das, was Charlie glaubt, als er sich letzten Endes Hals über Kopf in Nick verliebt.

Nick auf der anderen Seite sieht sich plötzlich mit seinen ganz eigenen Problemen konfrontiert.

Er stand doch bislang immer auf Mädchen, wie kann es da plötzlich sein, dass Charlie ihm so den Kopf verdreht?


Und aus diesen, eigentlich recht simplen Zutaten, hat Alice Oseman die, meiner Meinung nach, großartigste Feelgood-Story geschaffen, die ich bislang in den Händen halten durfte.

Wer bei Heartstopper große Liebesdramen mit viel Herzschmerz und der ewig andauernden Frage „wer wird es denn nun werden?“ erwartet, ist hier leider Fehl am Platz.

Aber genau das ist es, was die Story letztendlich so großartig macht. Sie wirkt wie aus dem Leben gegriffen. Einfach ganz natürlich. Es wäre gelogen zu sagen, ich hätte mir bei Nicks „kleiner“ sexuellen Krise nicht den ein oder anderen Schmunzler verkneifen müssen, nicht, dass ich mich darüber gefreut habe, dass der arme Junge in eben dieser steckt. Nein, vielmehr ist es das „Wiedererkennen“ eben dieser Krise und das Wissen damit nicht alleine zu sein, auch wenn es einem so vorkommt.

Und das empfinde ich als die größte Stärke die Heartstopper zu bieten hat.

Den Wiedererkennungswert, den bestimmte Situationen mit sich bringen. Natürlich können diese nicht immer nur positives mit sich bringen, ganz wie das echte Leben, doch auch hier beweist Alice Oseman großes Geschick im Umgang mit schwierigen Themen.

So werden die homophoben Kommentare eines Mitschülers, sowie die später aufkeimenden mentalen Probleme von Charlie in Form einer Essstörung und Depressionen mit der nötigen Ernsthaftigkeit und Respekt behandelt und angesprochen, aber dies in einem Rahmen gehalten, der trotzdem noch Sicherheit gibt.


Spoiler

Besonders stark fand ich an dieser Stelle die Szene, in der sich besagter Mitschüler für seine homophoben Äußerungen entschuldigt und Charlie ihm zu verstehen gibt, dass er dessen Sinneswandel gut findet, allerdings die Entschuldigung nicht annehmen wird. Tatsächlich finde ich, dass es einiges an Mut braucht, jemandem zu sagen, dass einen die Taten dieser Person verletzt haben und man deswegen keine Entschuldigung annehmen wird.

Spoiler Ende


Ein weiterer besonderer Aspekt von Heartstopper: Der so simpel anmutende, aber liebevolle Zeichenstil, der überall für Wiedererkennungswert sorgt. Hieran merkt man, dass Heartstopper ursprünglich als Webcomic gestartet hat und erst danach in den Druck gegangen ist.

Die seiten sind nicht zum Brechen gefüllt mit Hintergründen und Sprechblasen, sondern oftmals fast schon „leer“, was der Handlung viel Spielraum gibt sich zu entfalten.


Alles in allem kann ich Heartstopper für mich als mein persönliches Lesehighlight 2022 im Bereich der Graphic Novels verbuchen.

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