"Davor und Danach - Überleben ist nicht genug" von Nicky Singer

Quelle: Goodreads
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Dieses Buch hat es nach langer Flaute geschafft mich so zu fesseln und mitzunehmen, dass ich hier und jetzt diese Rezension schreiben muss, während ich noch zu ende weine.
Was für eine Geschichte!
Jetzt muss ich wirklich schauen, dass ich nicht zuviel verrate.

Mittlerweile müssten ja alle gemerkt haben, dass ich ein Fabel für düstere Geschichten habe. Bei mir muss nicht alles rosig sein. Eigentlich ist es mir meistens sogar lieber, ich kann mitleiden. (Aber, auch ich brauch ab und zu meinen rosa-roten Herzschmerz ;P ). Aber zurück zum Thema. Leiden ist hier angesagt. Bitte verzeiht, wenn ich den Anfang nur noch grob auf die Reihe bekomme...

In diesem Buch haben wir den Salat..... also so wirklich. Klimawandel.... die Erde ist furchtbar heiß, gefühlt die ganze südliche Weltkugel ist auf der Flucht in den Norden. Der Norden macht alles dicht. Und was das bedeutet wird uns durch Mhairis Reise klar gemacht. Eigentlich schottische Bürgerin, hat Mhairi (noch 14 Jahre) die letzten 7 Jahre ihres Lebens im Sudan verbracht. Ihre Mutter hat dort geholfen Solaranlagen zu installieren und somit dem Land geholfen zu einem wichtigen Energielieferanten zu werden. Das interessiert allerdings keinen mehr, als die politische Situation kippt. Das Land zu gefährlich wird und sich die Familie zur Ausreise aufmacht. Diese Reise eskaliert zu einer Flucht auf der Mhairi alles verliert.....
Die Geschichte startet als Mhairi bereits auf der britischen Insel und auf dem Weg nach Schottland ist. Über die Vergangenheit berichtet Mhairi in ihrem inneren Monolog, den sie konsequent führt, nur bruchstückhaft. Immer wieder spinnt sie die Gedanken, daran was passiert ist, nicht weiter, sondern wir landen in ihrer FESTUNG. Bzw. vor den Toren der selbigen. Immer wieder gelingt uns ein weiterer Blick hinter die Mauer. Und was wir da finden ist es definitiv wert weggesperrt zu werden.
Man ahnt immer mehr, was ihr alles passiert ist, und versteht immer mehr, warum sie handelt wie sie handelt, sie resigniert, wenn sie resigniert, sie ausrastet, wenn sie ausrastet.
Von alldem erzählt sie niemandem. Auch nicht in den Auffanglagern, in denen sie landet, in denen sie nicht besser behandelt wird, als alle anderen Flüchtlinge, wie ein Bettler, in denen ihr sowieso keiner zuhört. Sie konzentriert sich auf ihr Ziel, die Insel Arran, das Haus ihrer Großmutter, überleben bis dahin. Flucht, weil sie nicht vertraut....

Die Geschichte versucht zu beschreiben, was mit einem selbst passiert, wenn einem Sachen passieren. Wie ungerecht die Welt werden kann, wenn alle nur noch an ihr eigenes Wohl denken. Wie schnell Gerechtigkeit eine Sache der persönlichen Auslegung wird. Und wie schnell unser "schönes Leben" wie ein Kartenhaus zerfallen kann.
Gutes widerfährt dem, der Gutes tut..... funktioniert nur so lange, bis das Gute auf Menschen trifft, die nicht mehr an das Gute glauben....

Nicky Singer schreibt göttlich. Und ich meine das so, wie ich das sage. Ich habe mich das ganze Buch über in Mhairis Kopf befunden. Habe jede Rückblende, jeden Schlag mitempfunden. Habe die Festung mit ausgebaut und das schottische Wetter gefühlt. War abgestumpft und ziellos.... Kurzum, sie hat mich absolut mitgenommen.
Für mich war dieses Buch ein Erlebnis. Es hat meine Seele berührt und für mich war das alles absolut authentisch.
Dieses Buch kann einen fesseln und reist einen mit in einen Abgrund. Wer ein Happy End braucht, der sollte das hier nicht lesen. Wer auch mal gerne leidet, der wird es lieben. Es ist ein Buch, das kritisiert und mit unserer Moral spielt, ohne dass man den Zeigefinger zu spüren bekommt.
Vielen Dank für dieses Buch. Es hat meine Seele bewegt und meinen Lesehunger wieder angefacht.

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