Wie ein leuchtender Stern von Tahereh Mafi

Quelle: Goodreads

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Hallo ihr Lieben, 

zur Zeit lese ich wieder sehr viele Bücher die nicht meinem allgemeinen Beuteschema entsprechen. Was bei meinem langsamen Lesetempo tatsächlich nicht so oft vorkommt. Allerdings zwingt mich meine Arbeit immer wieder dazu, auch mal was anderes zu lesen und so stolpere ich immer wieder über Schätze, die mich bereichern und mir immer wieder beweisen, dass es so viele tolle Bücher da draußen gibt, die ich nicht lesen würde, wenn ich immer nur mein YA Fantasy lesen würde. Und das macht mich immer wieder happy.... So, Philosophie-Part beendet ;)

Wie ein leuchtender Stern spielt im Dezember 2003 und dem Jahr davor, in den USA. Einer USA , die nach 9/11 anders ist, als sie es vorher war. Unsere Protagonistin ist Shadi, sie ist Muslima, trägt Kopftuch und hat iranischen Migrationshintergrund. Wir erleben Shadi in diesem Buch in einer sehr schweren Phase ihres Lebens. Viele in der Gesellschaft werfen Muslime in einen Topf und stellen alle unter Terrorismus-Generalverdacht. Sie wird vor der Schule angegriffen und erntet oft böse Blicke.
Aber auch in der Familie gibt es Probleme. Wir erfahren gleich am Anfang, das Shadis Bruder gestorben ist, dass ihr Vater im Krankenhaus liegt, sie sich nicht mit ihrer Schwester versteht und ihre Mutter sich nicht mehr wirklich um sie kümmert.
Auch in der Schule herrscht druck. Als gute Schülerin kommt sie langsam in echte Schwierigkeiten. Sie schafft es, teilweise auch durch ihre Trauer, nicht am Unterricht teilzunehmen und bekommt Angst abzurutschen.
Ihre beste Freundin hat sich von ihr abgewendet...
Shadi leidet.

Anfangs dachte ich, die Situation der muslimischen Community in den Zeiten nach 9/11 wäre der Hauptfokus dieses Buches, ist er aber nicht. Die Autorin gibt den inneren Konflikt von Shadi unter Berücksichtigung aller Bereiche ihres Lebens wieder, und das macht diese Geschichte so gut. 

Wir erfahren immer nur häppchenweise, warum Shadi sich an diesem Abgrund ihres Lebens befindet. Die Autorin startet im Dezember 2003, die Gegenwart in dem Buch, und wechselt dann immer wieder in das Jahr davor. Dabei erklärt uns die Vergangenheit immer die Gründe für Shadis Zustand in der Gegenwart. Die furchtbare Situation nach dem 11. September wird meist in kleinen Szenen eingewoben, dominiert das Geschehen nicht wesentlich. 

Hauptfigur:

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Wir erleben mit Shadi eine junge Frau, die bisher immer versucht hat alles richtig zu machen. Sie fällt nicht auf, sie verhält sich korrekt, sie wird in der muslimischen Community für ihre Schönheit und für ihr Verhalten gelobt, was ihr unangenehm ist. Allerdings nimmt die Welt um sie herum darauf natürlich keine Rücksicht. Sie wird Opfer von Angriffen auf der Straße, wegen ihrer sichtbaren Religionszugehörigkeit, das Verhältnis zu ihrer Freundin ist schwierig, weil sie immer alles macht, damit diese sie mag. Was sogar soweit geht, dass diese ihr verbietet sich mit ihrem Bruder zu unterhalten, weil sie ihr unterstellt sich an ihn ranzuschmeißen. Diese Konflikte isolieren sie immer mehr, da sie kaum Freunde hat. Das einzige Laster dass Shadi in der Gegenwart hat, ist dass sie ab und zu raucht.... und zwar die Zigaretten ihres Bruders, die sie nach seinem Unfall versteckt hat, damit ihre Eltern kein schlechtes Bild von ihm bekommen. Im Laufe des Buches findet Shadi jedoch trotz der Hölle, die sie emotional durchläuft, zu sich selbst und das ist so schön mit zu erleben.
Ihr Leidensweg, ist so unfassbar verständlich dargestellt, dass es mich komplett mitgenommen hat.

Der Schwachpunkt der Geschichte:

Hat sie überhaupt einen? Natürlich kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wie man sich als Muslima fühlt und wie kulturelle und gesellschaftliche Zwänge ihr Leben beeinflussen. Aber ich hatte den Eindruck es in diesem Buch zu verstehen. Und das hat sich sehr gut angefühlt. Man hat nicht den Eindruck, dass die Religion den Druck und die Regeln macht, sondern die Community bzw. die Gesellschaft im Allgemeinen. 
Wenn ich einen Schwachpunkt suchen müsste, wäre es die Liebesgeschichte. Ich fand es sehr gut nachvollziehbar, wie Shadi sich gegenüber dem jungen Mann verhält, für den sie Gefühle hegt. Allerdings fand ich die Auflösung des Dramas zu knapp. Generell kommt das Ende des Buches etwas abrupt daher. Auf der anderen Seite hat sich für mich dadurch der Eindruck der Momentaufnahme verstärkt. So nach dem Motto, du durftest mal kurz in einen Zeitabschnitt reinschauen, aber das Leben läuft nicht einfach nach einem Jahr sofort wieder in geregelten Bahnen. Das ist ja mal noch harte Arbeit... Dementsprechend ist das offene Ende doch sehr gut gemacht.

Fazit: Dieses Buch behandelt die Themen: Toxische Beziehung (zwischen Freunden), Gesellschaftliche Ausgrenzung, Trauerbewältigung, Depression und kultureller Druck. Also geballte Dinge die dafür sorgen, dass es einem echt dreckig gehen kann. Daher eine Trigger-Warnung für Menschen, denen das im Moment zu viel sein könnte.
Ich denke auch dass es wichtig ist zu wissen, dass eine Kritik an den Zwängen der islamischen Community manchmal durchaus mitschwingt. Gerade bei der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Sie rückt allerdings nie in den Vordergrund. Shadi wendet sich nie von ihrem Glauben ab! Ich fand es gut, dass sie durch all den Druck nicht einfach aufgibt.
Also, wer sich gerne mit den oben genannten Themen auseinandersetzt, sollte dieses Buch dringend lesen. Denn es ist richtig gut. Ein "happy" End findet ihr hier nicht wirklich, aber die Vorarbeit dazu ist ganz deutlich zu sehen. Wenn ihr all das mögt, habt ihr ein neues Buch für euren SUB.

Habt Spaß, 

Eure Diana

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